blume_1Gabri und ich sitzen auf der Terrasse unter unserem kleinen Vordach und sehen den Regentropfen dabei zu, wie sie eine glänzende Landkarte auf unseren Gartentisch malen.

„Australien!“ rufe ich.

„Nein, Amerika, da ist ganz eindeutig der Grand Canyon zu sehen.“  Gabri wischt mit seinen kleinen Engels-Händen über den Tisch und versucht der Regen-Pfütze eine andere Form zu geben.

„Gabri, Du schummelst“, schmunzle ich. Du kannst doch Australien nicht einfach zu einem anderen Kontinent machen. “ Ich beuge mich vor, um mir Gabris Amerika näher anzusehen. Ein frech zurück spritzender Tropfen springt mir mitten ins Gesicht.

„Br!“ schüttelt es mich und dabei fällt mir ein, warum ich eigentlich mit dem Laptop auf den Knien unter dem Vordach sitze. „Gabri, ich brauche deine Hilfe.“

Gabri hört mit der Planscherei auf und grinst mich fröhlich an. „Ja, natürlich, ich helfe immer gerne. Wofür brauchst du mich denn?“

„Ich soll für Petras und Biggis Blog-Parade etwas über Resonanz schreiben und mir fallen tausend und keine Sachen dazu ein“, seufze ich.

Als hätte der kleine Vanille-Engel nur darauf gewartet, springt er sofort auf, hüpft auf den Gartentisch und fängt an, darauf herum zu tanzen. „DO, RE, Mi, FA, SO, LA, SI, DO!“ trällert er dabei aus vollem Hals.

blume_1 „RE, SO, RE, SO, RE-So-Nanz.
blume_1 Das ist ein wundervoller Tanz.
Blume_2 Ich tanz mit Dir in einem fort.
Blume_2 Du bist hier und ich bin dort.
blume_1 Zwischen uns, da liegt nur Luft
blume_1Und herrlicher Vanilleduft.
Blume_2 Komm tanz mit mir, bleib niemals stehn.
Blume_2 Dann ist dein Leben wunderschön.“

 

Gabri singt und tanzt durch alle Kontinente. Die Regentropfen springen aufgeregt um ihn herum. Und während Gabri vor mir herum wirbelt, streift sein Vanille-Flügel bei jeder Drehung mein Gesicht. Immer, wenn sein Flügel meine Haut berührt, durchfährt mich von den Fuß- bis in die Haarspitzen ein angenehmes leichtes Kribbeln.

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„Gabri, was soll denn das.“ lache ich. „Ich bitte dich um Hilfe und du führst hier so einen komischen Tanz auf. Das sieht toll aus, aber eine große Hilfe bist du mir nicht.“

„Bin ich doch“ strahlt Gabri. „Ich bin eine sehr große Hilfe. Du hast nur nicht richtig zugehört.“

„Natürlich habe ich zugehört. Und zugesehen.“

„Ja, schon, aber nur mit deinen Ohren und deinen Augen. Und was hat dein Herz gehört?“

„Hm.“ Ich beiße mir grübelnd auf meine Unterlippe, gehe in mich und versuche mein Herz zu fragen, was es gehört hat. Es flüstert mir leise etwas zu und ich bekomme eine ungefähre Ahnung, was mein kleiner Vanille-Engel mit seiner Frage gemeint hat. Aber Worte habe ich noch keine dafür.

Der tanzende Engel hat sich inzwischen die Tropfen aus den Haaren geschüttelt und streift das Regenwasser von seinem Körper. Ich starre ihn an und traue meinen Augen nicht. Kein einziger Regentropfen bleibt an ihm hängen. Das Wasser perlt einfach von ihm ab. Wie bei einer Lotosblüte. Gabri setzt sich neben mich und sieht mich erwartungsvoll an.  „Was meinst du denn, was Resonanz ist?“ fragt er mich nach einer Weile.

Ich denke kurz nach. „Es muss etwas damit zu tun haben, dass etwas zurückkommt. Weil re heißt zurück. Und sonare heißt  tönen. Das weiß ich noch aus dem Lateinunterricht. “

„Na also. Dann ist ja alles klar.“ nickt mir der kleiner Engel bestätigend zu.

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„Gar nichts ist klar. Das reicht doch nicht.“ Ich bin alles andere als zufrieden mit Gabris Beteiligung an der Blog-Parade. „Ich kann doch nicht einfach nur schreiben: Re heißt zurück und das war’s.“

„Warum reicht das nicht?“, will Gabri wissen.

„Weil in dem Wort noch viel mehr drin steckt. Da könnte man ganze Romane drüber schreiben.“

„Dann schreib doch ganze Romane. Ich habe viel Zeit.“

„Ich aber nicht. Ich wollte gestern fertig sein.“

„Na gut“ erbarmt sich Gabri und schaut mir liebevoll in die Augen. „Also: Ich stell dir noch eine einfache Frage: Wie geht es dir, wenn du mit mir zusammen bist?“

Ich spüre sofort, dass das wieder eine Frage für mein Herz ist. Es antwortet mir mit einem seligen Hüpfer. „Wunderbar“,  rufe ich. „Ich habe dich unglaublich lieb und  wenn du in meiner Nähe bist, fühle ich mich mehr als wohl. Manchmal bist du etwas anstrengend, aber das macht nichts. Denn ohne dich wäre es auch furchtbar langweilig. Du machst mein Leben leicht, bunt und strahlend.“ Während ich weiter darüber nachdenke, wie es mir geht, wenn ich mit meinem kleinen Vanille-Engel zusammen bin, muss ich anfangen zu lächeln und fühle mich unglaublich glücklich.

Gabri sieht mir zufrieden dabei zu, wie aus meinem grüblerischen Mund ein lächelnder Mund wird. „Siehst du. Du schaust mich an und freust dich über mich. Du denkst an mich und bist glücklich. Und das nur, weil du mich lieb hast. Die Liebe in dir spiegelt sich in deiner Liebe zu mir wieder. Sie „tönt zurück“.  Die Liebe ist immer bei dir. Sie wohnt in deinem Herzen und wartet darauf, dass du sie dort entdeckst. So wie ich es Lotte schon mit ihrer Oma Dornbirn erklärt habe. Wenn du die Liebe in dir wahrnimmst, dann wirst du auch anfangen, sie in allem anderen zu sehen. “ Mein kleiner Vanille-Engel  steht jetzt breitbeinig vor mir und strahlt mich in allen Regenbogenfarben an.

„Wenn du die Welt liebst, liebt die Welt dich zurück. Alles, was du in die Welt hinaus schickst, jeder Gedanke, jedes Wort, jede Tat, kommt zu dir zurück. Das, liebe Kathi, ist Resonanz. So einfach ist das.“

„So einfach ist das…“ wiederhole ich langsam und kann gar nicht anders, als zurück zu strahlen. Doch dann schleicht sich ein unangenehmer Gedanke in meinen Kopf. „Aber was mache ich, wenn ich die Liebe in mir nicht spüren kann? Das kann ich nämlich nicht immer. Manchmal ist es ganz dunkel in mir. Und dann ist alles um mich herum auch ganz furchtbar dunkel. “

„Ja, ich weiß. Schließlich kenne ich dich schon eine halbe Ewigkeit. Aber das gehört genauso zu dieser Resonanz-Sache. Du kannst dann nichts anderes tun, als darauf zu vertrauen, dass die Liebe dir dabei helfen wird, die Dunkelheit in dir zu vertreiben. Vielleicht nicht heute und auch nicht morgen, aber irgendwann wird sie dein Herz wieder zum Leuchten bringen.

Es ist das Ziel der Liebe, dass du glücklich bist. Auch wenn es manchmal nicht so aussieht. Denn du und alles Andere auf der Welt, ihr seid wie einzigartige Instrumente, auf denen die Liebe ihr ewiges Lied spielt. Manchmal bist du verstimmt oder kannst das Lied nicht richtig hören. Aber glaub mir: Es ist immer da.“

Gabri springt auf und hüpft auf den Tisch. Dann zwinkert er mir aufmunternd zu. “Und jetzt will ich weiter tanzen. Komm, hör auf zu grübeln und tanz mit mir.“

Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ich ziehe meine Schuhe aus, klettere auf den Tisch und  tanze mit Gabri mitten im Regen quer durch die Welt. Und Gabris Antwort zur Resonanz-Parade – die lasse ich erstmal in Ruhe in mir nachklingen.

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blume_1Weitere Blog-Geschichten vom Vanille-Engel findet Ihr hier: Was ein Engel im Waschbecken mit guten Ideen zu tun hat

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 ZeitungWollt Ihr wissen, was Gabri seiner Lotte über die Oma Dornbirn gesagt hat? Dann meldet Euch zur Engel-News an und Ihr bekommt als Dankeschön das ganze Kapitel Gabri und der Dornbirn-Kuchen.

 

Blume_2Oder wollt Ihr lieber kurz in das Buch Gabri, der Vanille-Engel reinschnuppern? Dann seid Ihr hier genau richtig.

An Gabris Buch schnuppern

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