München, gestern Abend
Es hat sehr lange gedauert, genau genommen einige Wochen und noch ein paar Tage mehr, bis ich mich wieder hingesetzt habe, um weiter an diesem Blog zu schreiben. Wahrscheinlich wollte Gabri, dass ich die Sache mit der Geduld, dem richtigen Zeitpunkt und dem dazu passenden Anzug gleich mal ausprobiere.
Er hat zwar immer etwas gemeckert, ich solle doch endlich weiter schreiben. Aber sein Gemecker war so liebevoll leise, dass ich es mit gutem Gewissen überhören konnte. Außerdem war ich in den letzten Wochen rund herum mit der Herausgabe und Verteilung des Vanille-Buches in alle möglichen Verkaufskanäle beschäftigt. Ich habe Wochen gebraucht, um heraus zu finden, mit welchem Zauberwort sich die Türen zu einem „Blick ins Buch“ auf Amazon öffnen, habe Großhändler über das Telefon in imaginären Vanille-Duft gehüllt, damit sie Gabri in ihr Sortiment aufnehmen und mit brennenden Augen gegen unzähligen Excel-Tabellen gekämpft.
Gabri fand all das sehr spannend und interessant, aber die grobe Arbeit hat er dann doch lieber meinem Mann und mir überlassen. Was soll ein Engel auch mit einer 27-spaltigen Excel-Tabelle voller Nummerierungen und undurchsichtiger Insider-Codes anfangen? Der kleine Engel war sowieso davon überzeugt, dass es sich dabei eigentlich um Ex-Zähl-Tabellen handelt, die langsam und unerbittlich einen Selbstverleger nach dem anderen ins Aus zählen. Eine Art natürlicher Auslese durch das Verlagswesen.
„Lass Dich bloß nicht einschüchtern und gib auf gar keinen Fall auf! Das brummelige Verlagswesen mit seinen dummen Aus-Zähl-Tabellen will doch nur verhindern, dass Leute wie Du es schaffen, ein Buch ganz allein zu verlegen. ISBN-, Warengruppen- oder Zolltarif-Nummern… ist doch ganz egal, schreib einfach irgendwas rein. Deine Telefonnummer wäre doch bestens dafür geeignet. Und jetzt steh auf und mach weiter.“ Gabri sitzt auf meiner Bettkante und zieht mir Stück für Stück die Decke vom Bauch. Mir fallen in diesem Moment mindestens hundert anderer Dinge ein, die unbedingt getan werden müssen und nicht das Geringste mit einer Excel-Tabelle tun haben. Ganz vorne auf der Liste steht in riesigen Buchstaben: „Weiterschlafen!“.
„Gabri, ich kann meine Telefonnummer nicht als ISBN-Nummer eintragen“, maule ich „Das habe ich dir schon mal erklärt. Wenn da nur eine Ziffer nicht stimmt, wird ein ganz anderes Buch gekauft. Das ist echt harte Arbeit, diese Verlegerei. Knochenarbeit.“
Ich bin mir sicher, dass so ein feinstoffliches, halbdurchsichtiges, blauhäutiges Regenbogenwesen wie Gabri keine Ahnung hat, was Knochenarbeit wirklich bedeutet. Wahrscheinlich hat er überhaupt keine Knochen. Haben Engel überhaupt Knochen? Ich grüble kurz darüber nach und beschließe, dass es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, um das heraus zu finden. „Gib mir sofort meine Decke wieder. Es ist mitten in der Nacht!“ knurre ich Gabri an.
„Hier vielleicht, aber am anderen Ende der Welt nicht. Meinst du nicht, dass sich die Leute am anderen Ende der Welt auch über einen Vanille-Engel freuen würden.“
„Gabri!!!“
„Na gut, dann lass ich dich eben weiter schlafen. Aber morgen früh machst du mit deiner Knochenarbeit weiter. Und ich helfe dir.“ Gabri deckt mich mit seinen kleinen blauen Händen liebevoll wieder zu. Dabei flattert er mit seinem Flügel und hüllt er mich in eine warme weiche Vanille-Wolke.
Mmmmh, tut das gut!
Aber eigentlich ist es ja keine richtige Knochenarbeit, sondern Kopfarbeit. Das ist gut, weil Engel gar keine Knochen für Knochenarbeit haben. Aber einen Kopf habe ich. Mit einem klugen Engelsgeist drin. Der kann dir helfen.“
„Gabri, woher weißt du das? Das mit den Knochen habe ich doch nur in mir drin überlegt und gar nicht laut gesagt.“
„Ich kann eben Gedanken lesen.“
„Kannst du nicht!“
„Doch, kann ich!“, grinst Gabri.
„Das werden wir ja noch sehen.“ gähne ich, lächle meinem kleinen Vanille-Engel nochmal müde zu und lande kurz darauf in einem Traum, in dem Gabri und ich mit voller Kraft Ziffern und Zahlencodes in eine Ex-Zähl Tabelle aus massivem Holz hämmern.
Wollt Ihr wissen, wie es mit Gabri und mir weitergeht? Dann schnuppert in ein paar Tagen wieder auf der Seite vorbei. Dort könnt ihr den nächsten Teil lesen.
Und hier Was ein Engel im Waschbecken mit guten Ideen zu tun hat kommt Ihr zum Anfang der Geschichte.
Ihr könnt Gabri und mir natürlich auch gerne einen Kommentar hinterlassen. Das würde uns ganz besonders freuen.
Oder Ihr wollt gleich das ganze Buch kaufen? Dann könnt Ihr hier zum Shop fliegen….